Kriegsgräberstätten
in Kleinpolen

Der Kriegsfriedhof Nr. 123 Łużna-Pustki wurde mit einem Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet

Europäischen Kulturerbe-Siegel

Das Europäischen Kulturerbe-Siegel wurde durch den Beschluss des Europäischen Parlaments und des Preis Nr. 1194/2011 / U im Jahr 2011 bestimmt. Sein Ziel ist es, bei europäischen Bürgern das Gefühl der Zugehörigkeit zur Europäischen Union anhand von gemeinsamen Werten, Elementen der europäischen Geschichte und der Kulturerbe zu stärken sowie die Idee vor allem bei der jüngeren Generation zu verbreitern. Bis zum Jahr 2016 wurden mit diesem Siegel 29 europäische Objekte geehrt, darunter befanden sich der Kaiserpalast in Wien oder die Abtei in Cluny.

Der Kriegsfriedhof aus dem Ersten Weltkrieg Nr. 123 Łużna-Pustki war unter neun Objekten, die die Europäische Kommission mit dem Beschluss von 2. Februar 2016 Jahren mit einem Europäischen Kulturerbe -Siegel ausgezeichnet hat.

Die feierliche Überreichung der Plakette des Siegels der Europäischen Kulturerbe für den Friedhof in Łużna, die Woiwoda von Kleinpolen Józef Pilch und der Gemeindevorsteher von Łużna Kazimierz Krok empfangen haben, fand während der europäischen Tagen der Kulturerbe in Brüssel von 12. bis 15. April des Jahres 2016 statt.

Europaischen Kulturerbe-Siegel

In Polen, neben dem Friedhof in Łużna diese Prestigeauszeichnung: Verfassung vom 3. Mai, Danziger Werft sowie Denkmäler der Stadt Lublin im Zusammenhang mit der Idee der Union von Lublin erhalten.

 Das Europäische Kulturerbe -Siegel dient der Betonung vom symbolischen Wert von Objekten, die eine bedeutende Rolle in der Geschichte und in der Kultur Europas oder im Aufbau des ideologischen Gebietes der Europäischen Union gespielt haben und ihnen den entsprechenden Rang zu geben. Das Ziel des Projektes ist die Hervorhebung von Erbstätten, die Integration, Ideale sowie die Geschichte des Europas betonen und symbolisieren. Dieses Programm sollte schließlich eine Gemeinschaftstätigkeit darstellen, das die Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Union, ihre Mitgliedstaaten, nationalen Institutionen und des Europarats sowie die Zusammenarbeit zwischen den privaten und öffentlichen Organisationen sowie den Nichtregierungsorganisationen verstärken wird.

 Pustki - Hügel - vom Schlachtfeld bis zum Friedhof

Am 2. Mai 1915 nach dem Ansturm der österreichisch-ungarischen Artillerie nach einigen Stunden, haben die Truppen 12 der Krakauer Infanterie-Division begonnen, russischen Positionen auf dem Pustki-Hügel angegriffen. Die ersten Schützengräben wurden fast ohne Widerstand besetzt. Weitere Schützengräben-Linien im bewaldeten Teil des Hügels wurden nach blutigen Kämpfen mit Bajonetten eingenommen, für die beiden Seiten mit großen Verlusten bezahlt haben.

Nach der Vertreibung der russischen Truppen aus Westgalizien hatten österreichisch-ungarische Militärbehörden die Aufgabe Schlachtfelder aufzuräumen, Gräber zu inventarisieren, bestattete Soldaten zu identifizieren. In diesen Arbeiten konzentrierte man sich auf Vorbereitung von würdigen Ruheplätzen nicht nur für seine eigenen gefallen Soldaten und für gefallenen Soldaten der verbündeten Armee, sondern auch für die gefallen Soldaten der Armee des Feindes.

Diese Aufgaben hat auf zentraler Ebene die im Kriegsministerium gegründete Abteilung von Kriegsgräbern übernommen. Auf dem Gebiet des ehemaligen Westgaliziens (das Gebiet der heutigen Kleinpolen-Woiwodschaft und des Teiles der Karpatenvorland-Woiwodschaft) hat sich mit den Angelegenheiten des Aufräumens von Schlachtfeldern, der Errichtung von Kriegsfriedhöfen die Abteilung von Kriegsgräbern vom K.u.K. Militärkommandantur  in Krakau beschäftigt. Über die Gestaltung der zukünftigen Friedhöfe haben herausragende Architekten, Bildhauer und Maler verschiedener Nationalitäten: Österreicher - Hans Mayr, Gustav Ludwig Heinrich Scholz, Deutschland Hermann Hosaeus, Slowake Dusan Jurkovic, Tscheche Adolf Kašpar, Polen Jan Szczepkowski, Alfons Karpinski gearbeitet.

Der Kriegsfriedhof Nr 123 Luzna Pustki

Architekten haben alle Elemente mit extremer Sorgfalt entworfen, von Zäunen, Schildern, Grabsteinen beginnend auf den zentralen Elementen - Denkmäler und Kapellen endend. Es wurden auch die Pläne von Grünanlagen erstellt. Das Ergebnis der Arbeiten der Abteilung war die Entstehung von 400 Kriegsfriedhöfen, in denen mehr als 70.000 der gefallenen oder der gestorbenen Soldaten der österreichisch-ungarischen, deutschen, russischen und der polnischen Legionäre bestattet wurden.

Der größte von ihnen ist der Friedhof Nr. 123, der in der Nähe des Ortes von Kämpfen auf dem Pustki-Hügel in Łużna eingerichtet wurde. Er stellt ein Werk der Friedhofsarchitektur mit größten künstlerischen Werten. Seine Projektanten waren zwei Vorläufer der europäischen Moderne: Pole Jan Szczepkowski und Slowake Dusan Jurkovic. Der Friedhof in Łużna ist auch ein von den wichtigsten künstlerischen Leistungen in den Lebensläufen von seinen beiden Schöpfern.

Das Objekt gehört zu einer kleinen Gruppe von Nekropolen, die auf dem Abhang des Hügels gelegen sind. Es zeichnet sich durch unregelmäßiges Kompositionssystem aus, in dem Terrassen-Geländestruktur genutzt wurde, indem 16 separate Gruppen von Gräbern geschaffen wurden - jede mit eigenem Steindenkmal sowie zwei Aussichtsterrassen, die mit Steinbalustraden abgegrenzt sind. Jan Szczepkowski hat den Friedhof mit dem Respekt für die bestehende Landschaft und Natur entworfen. Die ganze Unternehmung wird mit einer über den Friedhof überragenden fast 25 Meter hohen Holzkapelle gekrönt – ein von den interessantesten Werken, das durch  Dušan Jurkoviča entworfen wurde. Sie stellt ein charakteristisches und leicht erkennbares Element der ganzen Voraussetzung.

Auf dem Friedhof haben die letzte Ruhestätte mehr als 1.200 Soldaten verschiedener Nationalitäten, unter anderem Polen, Österreicher, Deutsche, Ungarn, Tschechen, Slowaken, Russen gefunden. Der Friedhof stellt auf eine deutliche Art und Weise die Idee des Humanitarismus dar - die gleiche Behandlung der Gewinner und Verlierer, unabhängig von der Armee-Zugehörigkeit, der ethnischen oder religiösen Zugehörigkeit, "ein gemeinsamer Ruheplatz" von Soldaten, die durch den Tod versöhnt wurden. Auf dem Denkmal wurde in einem von den Gräbern eine vielsagende Inschrift platziert:

"Im Leben getrennt - im Tod verbunden,

Niemand kennt ihren Namen, Freunde und Feinde.

Wer sie waren, was haben sie bedeutet, ist erlöscht, vorbeigegangen,

Eines bleibt sicher: ihre Treue! "

Wiederaufbau der Kapelle und Renovierung des Friedhofs

Das traurige Ereignis in der Geschichte der Nekropole in Pustki war die Feuer vom 29. Juni 1985, in der die hölzerne Kapelle abgebrannt ist, die ein zentrales Element des Friedhofs darstellt. In Folge des Zeitablaufs verfielen Holzkreuze und Stein- und Holzumzäunung des Friedhofs.

Die Kapelle auf dem Kriegsfriedhof Nr 123 Luzna Pustki

Im Jahr 2012 hat der Woiwode von Kleinpolen mit einem Notariatsakt den Friedhof an die Łużna- Gemeinde übergeben. Auf diese Art und Weise wurde es möglich, dass der Bürgermeister von Łużna europäischen Mittel im Rahmen des regionalen Kleinpolen-Operationsprogramms 2007-2013 für den Wiederaufbau des zerstörten Gebäudes gewonnen hat, das früher die Hauptverschönerung des Friedhofs dargestellt hat.

In der zweiten Hälfte des Jahres 2013 haben Projektarbeiten begonnen. Schon am 28. Juni 2014 war die feierliche Grundsteinlegung und Gründungsakt für den Bau der Kapelle. Am 18. Oktober 2014 fand die feierliche Eröffnung und Einweihung des Tempels mit der Teilnahme von Bürgermeisters von Łużna, Woiwode von Kleinpolen, Vertreter der lokalen Behörden der Kleinpolen-Woiwodschaft, des Gorlice-Landkreises, des Verteidigungsministeriums, Vertreter der diplomatischen Vertretungen von Ungarn, Österreich, der Slowakei und Russland und anderen Institutionen statt.

Zusammen mit dem Wiederaufbau der Kapelle wurde Restaurierung des Friedhofs durchgeführt. Es wurden Stein- und Holz-Umzäunungen, Steindenkmäler an den Gräbern, Steinbalustraden von Terrassen konserviert. Es wurde ein Teil von fehlenden Grabkreuzen und Schildern rekonstruiert.

Der Kriegsfriedhof Nr. 123 Łużna-Pustki war der Ort von den Feierlichkeiten zum 100. Jahrestag der Schlacht von Gorlice. Die Nekropole in Pustki ist auch ein Wallfahrtsort von Ungaren, die die Gräber ihrer Landsleute zu besuchen wollen, die während des Ersten Weltkriegs gefallen sind.

Der Kriegsfriedhof Nr. 123 Łużna-Pustki bleibt ein Symbol von tragischen Ereignissen des Ersten Weltkrieges, die ihre Spuren auf die Geschichte Europas hinterlassen haben, sondern auch das Zeugnis des Humanitarismus, das den Respekt in der Umgebung von Gräbern der gefallenen Soldaten ohne Hinsicht auf die Nationalität oder die Armeezugehörigkeit ausgedrückt hat.